liebesrap / Oops, wrong planet! / Expats / Bier, Blut und Bundesbrüder
suhrkamp spectaculum
Gesine Schmidt wurde für ihre Theaterstücke mehrfach ausgezeichnet. Ihre doku-fiktionalen Werke kreisen um das Thema »Normalität und Abweichung« und sind stets Ergebnis aufwändiger Recherchen. Ihre Perspektive auf unsere gesellschaftliche Gegenwart ist ethnologischer Art. Ihre literarisch verdichteten Texte spitzen Wirklichkeit zu und spielen mit Erwartungen und Bedeutungen, um neue Sichtweisen zu ermöglichen.
Herausgeber : Suhrkamp Verlag; 8. Dezember 2014
https://www.suhrkamptheater.de/theater-verlag/suhrkamp-theater-buecher-s-22
Vibrierende Theatertexte
»Seit gut 15 Jahren erlebt das dokumentarische Theater eine Renaissance im deutschsprachigen Raum. Regiekollektive wie Rimini Protokoll oder She She Pop und Regisseure wie Andres Veiel oder Volker Lösch bringen regelmäßig biografisch-dokumentarische Stoffe auf die Bühne. Sowohl mit Veiel als auch mit Lösch hat die Autorin und Dramaturgin Gesine Schmidt bereits zusammengearbeitet. Mit Veiel schrieb sie das Dokumentarstück ›Der Kick‹, mit Lösch eine Neufassung des Schiller-Klassikers ›Die Räuber‹ für eine Inszenierung am Bremer Theater (2010). Zudem hat die 48-Jährige weitere doku-fiktionale Bühnen- und Hörstücke verfasst, von denen nun vier in einem Buch erschienen sind. Schmidts Werken geht stets eine intensive Recherchephase mit zahlreichen Interviews voraus. Die Gespräche bilden die Grundlage der Texte, die geschickt die Grenzen zwischen Normalität und Abweichung ausloten. So setzt Schmidt in ›Oops, wrong planet!‹ die Erfahrungswelt von Menschen in Szene, die vom Asperger-Syndrom betroffen sind. Dabei ergibt sich aus der Perspektive der Autisten ein erhellender Blick auf sogenannte „normale“ Verhaltensweisen und Gesellschaftsstrukturen. In ›liebesrap‹ hingegen eröffnet sich eine Realität, die den klassischen Theatergänger erschrecken dürfte, für Vanessa und Yusuf in Berlin-Neukölln hingegen Alltag ist. Das deutsch-türkische Teenager-Liebespaar erzählt seine Geschichte von Leidenschaft, Gewalt, Träumen und Perspektivlosigkeit. Und zwar in einer vibrierenden Sprache, die verdeutlicht, dass Schmidts Texte nicht nur hochaktuell, sondern aufgrund ihrer literarischen Qualität auch äußerst lesenswert sind.« (Jens Laloire, Weser Kurier, 18.1.2015)