Feature
ALTER bewegt den Kopf, seine Augen suchen etwas im Raum, der Mund öffnet und schließt sich. Nur das mechanische Geräusch sich bewegender Motoren ist zu hören. Mit einem Gleiten des Metallskeletts richtet er sich auf und hebt wie in einem Atemzug die Hände aus Silikon. – MusikBEGEHREN
OLE: »Ich will begehrt werden. Ich will, dass richtig alte, leicht bäuchige Männer mich begehren, dass die mich benutzen, mit mir schlafen wollen und sagen: ›Du bist so jung, du bist so schön, du bist so geschmeidig!‹«Vier Frauen und vier Männer im Alter von 26 bis 75 Jahren erzählen von ihrem Verlangen, ihren Sehnsüchten und Fantasien, von One-Night-Stands, Beziehungshopping, Langzeitaffären und festgefahrenen Ehen zwischen Lust, Leidenschaft und Leere.
Mütter und Töchter
Die Lange Nacht einer besonderen Beziehung
»Nur wenn die Tochter ihren Weg zwischen dem Hass auf das Mutterobjekt einerseits und der totalen Verschmelzung andererseits findet, gelangt sie zu einer befriedigenden Weiblichkeit.«, schreibt die Analytikerin Hendrika Halberstadt-Freud.»Hört man denn nie auf, Mutter und Tochter zu sein?«, fragt Eva ihren Mann in Ingmar Bergmans ›Herbstsonate‹.
»Einige schaffen es vielleicht«, lautet seine verzagte Antwort.
Acht Frauen beschreiben in der LANGEN NACHT ihre emotionalen Achterbahnfahrten zwischen Müttern und Töchtern.
PFIRSICHBLÜTENGLÜCK
Deutsch-chinesische Paare in China
HUANG »Ich habe mich nicht getraut, ihn nach Hause mitzunehmen. Und das war für mich und meine Familie ein sehr trauriges Frühlingsfest. Meine Eltern meinten, ich müsste doch jetzt endlich mal einsehen, dass es sehr gefährlich ist, was ich mache. Und sie warnten mich zum letzten Mal. Ich war früher immer eine brave Tochter und meine Eltern waren stolz auf mich. Und jetzt, auf einmal, waren sie sehr unzufrieden. Sie haben gesagt, such dir eine gute Stelle, und trenn dich von ihm! Dann wird dein Leben wieder in Ordnung sein.«Die Pfirsichblüte ist in der chinesischen Kultur Symbol für Erotik und neue Beziehungen; sie steht aber ebenso für deren Krisen.
DIE NUTZNIESSER
»Arisierung« in Göttingen
Wie vollzog sich das Aussortieren jüdischer Mitbürger aus dem Alltag einer deutschen Stadt? Welche Rolle spielte die unmittelbare Umgebung bei der Umsetzung der nationalsozialistischen Ideologie und Gesetzgebung? Wie verhielten sich regionale Politik, Verwaltung, Sparkassen und die zuständigen „Ordnungshüter“?Aus Tausenden verdichteten Seiten von Akten, Protokollen und Zeitzeugenberichten entsteht ein Hörstück, ein Narrativ, das die Vorgänge der Jahre zwischen 1933 bis in die unmittelbare Nachkriegszeit über die „Wiedergutmachungsprozessen“ und bis heute neu erfahrbar werden lässt.
EXPATS
»Lernen von den Barbaren, um das barbarische Eindringen zurückzuschlagen.« schrieb einst der Historiker und Geograph Wei Yuan (1794-1857). Bereits 1793 reiste die erste Gesandtschaft eines britischen Königs zum Kaiser von China. Der Sachse Johann Christian Hüttner begleitete die Delegation und beschreibt in seinem Reisebericht den kulturellen Zusammenprall völlig konträrer Wertesysteme und Erwartungshaltungen. Wie sehen die Erfahrungen der über 10.000 deutschen Expatriates im heutigen Shanghai aus?Oops, wrong planet!
Sie fühlen sich in der Welt fremd. Wie Außerirdische beobachten sie die Menschen. Wie Anthropologen vom anderen Stern analysieren sie ihre Rituale. Die Anderen nennen sie Autisten. Eigensinnigkeit, Sturheit, Egoismus und Mangel an Empathie wird ihnen nachgesagt.Was auch immer sie tun, autistische Menschen fühlen sich verkehrt.