DIE NUTZNIESSER
»Arisierung« in Göttingen
Wie vollzog sich das Aussortieren jüdischer Mitbürger aus dem Alltag einer deutschen Stadt? Welche Rolle spielte die unmittelbare Umgebung bei der Umsetzung der nationalsozialistischen Ideologie und Gesetzgebung? Wie verhielten sich regionale Politik, Verwaltung, Sparkassen und die zuständigen „Ordnungshüter“? Welche Interessen spielten bei der fortschreitenden Entrechtung der jüdischen Bevölkerung eine Rolle? Auf welche Weise versuchten sich die Opfer bis zuletzt den immer drastischeren Zumutungen zu erwehren? Und: wer waren die Profiteure, die Nutznießer dieser „Arisierung“?
Am Beispiel der niedersächsischen Stadt Göttingen wird untersucht, wie Antisemitismus zur Aussortierung jüdischer Mitbürger aus dem Alltag einer deutschen Stadt führte. Aus Tausenden verdichteten Seiten von Akten, Protokollen und Zeitzeugenberichten entsteht ein Gerüst, eine Methodik, ein Narrativ, das die Vorgänge der Jahre zwischen 1933 bis in die unmittelbare Nachkriegszeit und den „Wiedergutmachungsprozessen“ und bis heute neu erfahrbar werden lässt. Aus der Montage der ausgewählten Originaldokumente für das Hörspiel ergibt sich das eindringliche Bild einer Zeit, in der alle für sicher gehaltenen Regeln menschlichen Miteinanders außer Kraft gesetzt wurden.
Erstsendung: 03.01.2018 | NDR 2 | 84’23
Credits
Ton und Technik: Manuel Glowczewski und Birgit Gall
Regie: Giuseppe Maio
Redaktion und Dramaturgie: Michael Becker
Mit: Ben Hecker, Toni Jessen, Horst Kotterba, Peter Maertens, Barbara Nüsse, Michael Prelle, Sebastian Rudolph, Swetlana Schönfeldt, Wolf-Dietrich Sprenger, Anjorka Strechel, Gustav Peter Wöhler
Städt. Museum Göttingen: Daueraustellung bis 2009 unter dem Titel: „Bürgerliches Wohnen im späten 19. Jahrhundert“.
Danach Aufarbeitung der ‚arisierten‘ Kulturgüter.
Wohnung von Max Raphael Hahn, Merkelstr. 3, Göttingen 30-er Jahre