Bühne

Bier, Blut und Bundes-
brüder

Schlagende Studentenverbindungen

Füchse, Burschen, Alte Herren, Bundes-, Farben-, Waffenbrüder. Es gibt viele Geschichten und Mythen über die Mensur, den Schmiss, den Zipfeltausch oder die Couleurdamen. Männerbünde, für viele eine fremde Welt. »Ehre, Freiheit, Vaterland« lautete der Wahlspruch der Urburschenschaft von 1815 als Resultat der Befreiungskriege gegen die französische Hegemonie in Europa. Für die Burschenschaften gilt diese Devise noch heute. Viele Studentenverbindungen bekennen sich zu ihren traditionellen Werten.

Schlagende studentische Verbindungen polarisieren. Ihnen wird pauschal das Etikett Rechtsextremismus zugeschrieben. Es gibt sie, die Rechtsaußen-Vertreter und die Grauzonen dazwischen, der überwiegende Teil der bundesdeutschen Korporationen vertritt jedoch zumeist traditionell-konservative Einstellungen. Zu den etwa 30 Dachverbänden der 1000 Einzelverbindungen zählen unter anderem die Burschenschaften, die katholischen Verbände, die Corps, Sänger- und Turnerschaften. Das Spektrum und die Unterschiede in den weltanschaulichen und politischen Ausrichtungen sind groß.

»Mein Eintritt in die Burschenschaft war ein bewusster Schritt – und ich habe ihn niemals bereut. Letztlich konzentriert sich die Kritik an den Korporationen immer auf die eine Frage: Passt das noch in unserer Zeit? Meine Antwort lautet stets: Offensichtlich! Sonst würden sich ja nicht so viele Studenten dafür entscheiden. Es ist ein gutes Recht der Akademiker, sich zu einem Lebensbund zusammenzuschließen, Farben tragen, aber auch zechen und fechten zu wollen.« So äußerte sich Günter Kießling (1925-2009), Bundeswehrgeneral und Bonner Burschenschaftler. Studentische Verbindungen polarisieren.

Worin liegt heute die Anziehungskraft studentischer Verbindungen? Welche Rituale und Brauchtümer werden gepflegt? Welche Wertvorstellungen und Weltbilder dominieren? Wo liegen die historischen Wurzeln, wo die Anbindung zur gegenwärtigen Gesellschaft? Dem auf einer intensiven Recherche beruhenden Stück gelingt eine szenisch wirksame Verdichtung von historischen und aktuellen Dokumenten und Insider-Interviews.

Uraufführung: Schauspiel Bonn unter dem Titel WAFFENSCHWEINE am 9.5.2014

Trailer:  https://vimeo.com/94846601

 

BESETZUNG

Regie: Volker Lösch
Bühne und Kostüme: Cary Gayler
Dramaturgie: Nicola Bramkamp

Mit: Sophie Basse, Benjamin Berger, Samuel Braun, Daniel Breitfelder, Glenn Goltz, Benjamin Grüter, Robert Höller, Jonas Minthe, Hajo Tuschy.

 

PRESSESTIMMEN

»Lösch und Gesine Schmidt erzählen an diesem Abend auch von den Motiven, sich einer studentischen Verbindung anzuschließen: das Eintauchen in ein geregeltes Netzwerk, das größer ist als man selbst, das Generationen übergreift, sich auf jahrhundertealte Traditionen berufen kann und in Grundrissen bereits die ganze Lebensbahn vorzeichnet, nicht zuletzt die berufliche Karriere. Man kann das als völlig unzeitgemäß belächeln; das Bedürfnis vieler Menschen nach solchen festen, vermeintlich sinnstiftenden Strukturen ist aber kaum wegzuleugnen. Selbst der Zulauf zum „Islamischen Staat“ dürfte Beweggründen solcher Art geschuldet sein.

Äußerlich folgt die Aufführung mit ihrem achtköpfigen, wuchtig-druckvollen Jungmannen-Chor der Laufbahn eines Korpsstudenten, vom Fuchs über den Burschen bis zum Alten Herren. Parallel rollen Lösch und Schmidt aber auch die Geschichte der Burschenschaften auf: Und spätestens hier wird’s dann – Bier hin oder her, rein oder raus! – doch recht ungemütlich. Zwar werden bis heute immer wieder die liberalen Anfänge des Verbindungswesens besungen, doch die jüngste Historie hat nicht zuletzt einen Burschenschaftler neuen Typs hervorgebracht, der von Beginn an in der rechtsradikalen Szene sozialisiert ist und seine Sache nun in die studentischen Verbindungen trägt. Manch Alter Herr, so vernimmt man’s bei Lösch, windet sich da mit Grausen. Es gibt halt auch Dinge, an die möchte man lieber nicht erinnert werden! Die ›Waffenschweine› aber wird man so bald nicht vergessen.« (nachtkritik, Wolfgang Behrens)

 

FOTOS

Thilo Beu