DIE NUTZNIESSER
»Arisierung« in Göttingen
Die umfangreiche Recherche über den Prozess der »Arisierung« in Göttingen zwischen 1933 bis in die unmittelbare Nachkriegszeit umfasst Tausende Seiten von Akten, Protokollen und Zeitzeugenberichten. Zu einer szenischen Textpartitur verdichtet werden die Vorgänge der fortschreitenden Entrechtung der jüdischen Bevölkerung bis zur Vertreibung und Vernichtung neu erfahrbar.
Wie vollzog sich das planmäßige Aussortieren jüdischer Mitbürger aus dem Alltag einer deutschen Stadt? Welche Rolle spielte die unmittelbare Umgebung bei der Umsetzung der nationalsozialistischen Ideologie und Gesetzgebung? Wie verhielten sich regionale Politik, Verwaltung und die zuständigen »Ordnungshüter«? Welche Interessen spielten bei der fortschreitenden Entrechtung der jüdischen Bevölkerung eine Rolle? Auf welche Weise versuchten sich die Opfer bis zuletzt den immer drastischeren Zumutungen zu erwehren? Und wer waren die Profiteure?
Aus der Montage von ausgewählten Originaldokumenten ergibt sich das eindringliche Bild einer Zeit, in der alle für sicher gehaltenen Regeln menschlichen Miteinanders außer Kraft gesetzt wurden.
Uraufführung: Deutsches Theater Göttingen, 14.1.2017
Trailer: https://youtu.be/UaodRkdfxTI
BESETZUNG
Regie: Marcus Lobbes
Dramaturgie: Sara Örtel
Bühne: Marcus Lobbes / Pia Maria Mackert
Kostüme: Pia Maria Mackert
Mit: Benedikt Kauff, Benjamin Kempf, Moritz Schulze, Christoph Türkay; Gaia Vogel
PRESSESTIMMEN
»Das am Samstagabend im Deutschen Theater in Göttingen mit langem Beifall bedachte Auftragsstück ›Die Nutznießer – Arisierung in Göttingen‹ ist eine beeindruckende Rechercheleistung von Gesine Schmidt … Die zwei Stunden, in denen sich die Lage der Göttinger Juden immer weiter zuspitzt und verschärft, sind in ihrer Intensität und Verdichtung eindrucksvoll.« Mark-Christian von Busse, HNA 16.1.2017
»›Die Nutznießer – Arisierung in Göttingen‹ ist vor allem durch die sprachliche Kompromisslosigkeit ein dickes Brett von Inszenierung, nichts für einen leichten oder fröhlichen Abend. Aber wer sich darauf einlässt, findet eine dichte, wuchtig erzählte Geschichte, die mit beeindruckender Akribie recherchiert ist. Und vielleicht auch keine kleine Parallele, die gerade in heutiger Zeit bedenkenswert sein dürfte: Die Katastrophe kommt schleichend und wenn man sie sieht, dann ist es schon zu spät.« Jan Fischer, Die Deutsche Bühne.de 16.1.2017
»Die fünf Schauspieler rezitieren Verordnungen, Anweisungen von Behörden, Berichte aus Göttinger Nachrichten und Göttinger Tageblatt – und vermitteln so immer deutlicher die dramatische Entwicklung. Dieses ist sachlich, aber was die Augenzeugen und Verfolgten berichten, geht nahe.« Angela Brünjes, Göttinger Tageblatt 16.1.2017
»›Die Nutznießer‹ kommt mit wenig szenischer Gestaltung aus, Worte genügen. Hier liegt die Stärke des Stückes. Es macht betroffen, denn jeder versteht die Botschaft, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Keine leichte Kost, aber ausgesprochen empfehlenswert, wenn man mehr über die einzelnen Fälle in der Heimat während des Nationalsozialismus erfahren will und keine Angst hat, mit den Tatsachen einer grausamen Vergangenheit konfrontiert zu werden.« Sarah Berkemeier, Scharfer Blick 15.1.2017
FOTOS
Thomas Aurin