Pfirsichblütenglück
Deutsch-chinesische Paare in China
Der 87-jährige Xu, ehemaliger Deutsch-Dolmetscher von Mao Tse-Tung, hat im Zuge der ›Großen Proletarischen Kulturrevolution‹ mehr als zwanzig Jahre seines Lebens in chinesischen Lagern verbracht. Eine Frau zu finden ist unter diesen Voraussetzungen in China unmöglich. Eine Gastprofessur in Deutschland führte zu der Schicksalsbegegnung mit der um etliche Jahre jüngeren Gerda aus Berlin: Der Beginn einer langjährigen, außergewöhnlichen Beziehung.
Die junge Architektin Brit ficht in Peking Erziehungskämpfe um ihren Sohn mit ihrer Schwiegermutter aus. Auch die Beziehung zu ihrem chinesischen Mann hat sich in China verändert. Damals in New York, als sich die beiden auf neutralem Boden ineinander verliebten, waren die kulturellen Unterschiede so nicht spürbar.
Der 51-jährige Holger aus dem Sauerland landet nach zahlreichen Auslandseinsätzen als Arzt in Nanjing. Er verliebt sich in die 13 Jahre jüngere Ling, heiratet sie und bleibt – obwohl die Verständigung mit in mehrfacher Hinsicht eingeschränkt ist. Zuallererst soll der Weltenbummler ausgerechnet eine Immobilie beschaffen.
Jan und Huang haben sich an der Berliner Uni kennen und lieben gelernt. Jan bemüht sich erfolgreich um ein China-Stipendium, um seiner Liebe nach Peking zu folgen. Dort schlägt der Traumtänzer hart auf. Es kommt zu Konflikten mit der fleißigen, zielstrebigen Huang und ihrer Familie. Erst die Schwangerschaft Huangs und der Tod von Jans Mutter führen zu einer überraschenden Wende.
Die verdichteten Original-Stimmen aus deutsch-chinesischen Paarbeziehungen in Shanghai und Nanjing setzen sich zu einem vielstimmigen Oratorium zusammen. So entstehen überraschende Einblicke in die wechselvolle deutsch-chinesische Geschichte und die kulturellen Unterschiede. Ein ungewöhnlicher Beitrag zur Globalisierung.
Uraufführung: Theater Heidelberg – 3.12.2015
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=miDZrWebBBk&feature=youtu.be
BESETZUNG
Regie Markolf Naujoks
Bühne und Kostüme Marina Stefan
Dramaturgie Jürgen Popig
Xu Gustaf Gromer
Gerda Christina Rubruck
Brit Nicole Averkamp
Holger Andreas Seifert
Jan Dominik Lindhorst-Apfelthaler
Huang Nanette Waidmann
PRESSESTIMMEN
Autorin Gesine Schmidt nehme die Zuschauer »zugleich mit auf ihre Recherche- und Liebesexpeditionen nach Peking, Shanghai und Nanjing wie auch stets aufs Neue nach Deutschland. Dabei wird durch die Verschneidung der Perspektiven die deutsch-chinesische Polarität aus ihrer Erstarrung gelöst und in einen dynamischen Prozess der wechselseitigen Betrachtung überführt, der Fragen über den Status quo in beiden Ländern aufwirft«, schreibt Heribert Vogt in der Rhein-Neckar-Zeitung (07.12.2015). Die Schauspieler skizzierten ein »so spannendes wie berührendes wie weites Tableau der Stimmungen, das Irritation und Melancholie ebenso einschloss wie Zuversicht und Glück« ̶ »Starker Beifall«.
»Einfühlsam und emotional berührend« habe Markolf Naujoks die Recherchen Gesine Schmidts inszeniert, schreibt Alfred Huber im Mannheimer Morgen (11.12.2015). Die »sechs sympathischen Schauspielerinnen und Schauspieler« zeigten »was es heißen kann, wenn man sich grenzüberschreitend liebt, gemeinsam Lebenspläne schmiedet, im Smog Pekings außer Atem gerät oder als deutsche Mutter dem Sohn die warmen langen Unterhosen der chinesischen Oma ersparen möchte«. »Natürlich zum Lachen! Entsprechend schauen wir gerührt und belustigt auf jene, die uns ähnlich sind, gleichgültig, ob ihr Geburtsort in China oder Deutschland liegt.«
Für SWR2 besuchte Annette Lennartz eine Probe und sprach mit den Mitwirkenden. Ihren Beitrag, gesendet am 03.12.2015, kann hier nachgehört werden.
FOTOS
Annemone Taake